Projekt

Daten zum Projekt

Sexueller Exzeptionalismus

Initiative: "Originalitätsverdacht?" Neue Optionen für die Geistes- und Kulturwissenschaften (beendet)
Ausschreibung: Komm! ins Offene...
Bewilligung: 19.10.2015
Laufzeit: 1 Jahr

Projektinformationen

"Exzeptionalismus" wird eine amerikanische Überlegenheitsphantasie genannt, die sich im 19. Jahrhundert im Zuge der Westeroberung entwickelte. Kein Präsident scheut sich bis heute, von den USA als dem freisten und vorbildlichsten Land der Erde zu sprechen. Exzeptionalismen basieren auf kolonialen und postkolonialen Überzeugungen, gegenüber indigenen oder 'unterentwickelten' Völkern eine mission civilisatrice zu haben und 'Fortschritt' nicht nur zu verkörpern, sondern auch durchsetzen zu müssen. In Anlehnung an das amerikanische Konzept wird hier als Sexueller Exzeptionalismus die westliche Vorstellung bezeichnet, das fortschrittlichste und humanste Sexualregime der Gegenwart zu haben. Diese beruht auf drei Säulen: sexuelle Selbstbestimmung, (rechtliche) Anerkennung von Homosexualität und Frauenemanzipation. Im Gegensatz zum dunklen Bühnenhintergrund der Kolonialzeit, der das Licht der Aufklärung auf abendländische Heteronormativität und sexuelle Selbstdisziplin strahlen ließ, sind es gegenwärtig Parameter der sexuellen Befreiung, die die Überlegenheit begründen. Die 'unterlegenen' sexuellen Regime basieren angeblich auf Schwulenfeindlichkeit, Frauenunterdrückung und Patriarchat. Die hier thesenhaft vorgetragenen Überlegungen sollen aus politischen Verlautbarungen, Printmedien und literarischen Quellen entwickelt werden und enthalten deshalb neben diskursiven auch anekdotische und narrative Elemente. Visuelle Manifestationen wie Comics, Filme, Wahlplakate und Werbung werden gleichwertig als Elemente des öffentlichen Diskurses betrachtet und kommentiert. Um 'methodologischen Nationalismus' zu vermeiden, wird durch den ganzen Text hindurch die Stimme der Autorin durch künstlerische und theoretische 'postmigrantische' Gegenreden nicht-autochthoner Herkunft 'konterkariert' werden.

Projektbeteiligte