Projekt

Daten zum Projekt

Ein zahnloser Tiger? Über die Ent-Kritisierung des wissenschaftlichen Subjekts

Initiative: "Originalitätsverdacht?" Neue Optionen für die Geistes- und Kulturwissenschaften (beendet)
Ausschreibung: Komm! ins Offene...
Bewilligung: 15.05.2018
Laufzeit: 1 Jahr

Projektinformationen

Seit der Moderne gilt die Wissenschaft als ein Hort, in dem originelle Erkenntnisse hervorgebracht werden, woraus folgt, dass die entsprechenden Akteure, also die wissenschaftlichen Subjekte, für gewöhnlich als kritische Schöpfer wahrgenommen werden. In dem geplanten Essay wird der These nachgegangen, dass diese traditionsreiche Auffassung von Wissenschaftlern seit dem letzten Drittel des 20. Jahrhunderts zunehmend als antiquiert erscheint. Es wird vermutet, dass das einst kritisch-schöpferische Subjekt von einer unkritischen Subjektform ersetzt wird, bei der statt kritischem Originalitätsstreben eher ein Fokus auf 'manageriale' Selbst-Verwaltung und -Optimierung dominiert. Dieser markante Bruch soll anhand der Subjektivierung von Wissenschaftlern nachgezeichnet werden, wofür sich Ratgeber zum wissenschaftlichen Arbeiten besonders gut eignen. Bei solchen Texten handelt es sich - mit Foucault gesprochen - um 'Technologien des Selbst', die zur Formung von Subjekten beitragen. Die Konturierung dieses Bruchs soll in einem Erklärungsrahmen eingespannt werden, der sich aus Ansätzen wie den Überlegungen zum 'Normalismus' (Link), zum 'unternehmerischen Selbst' (Bröckling) sowie zur Entwicklung eines 'Kreativitätsdispositivs' (Reckwitz) zusammensetzt. Ein - fruchtbarer - gemeinsamer Nenner dieser Positionen scheint zu sein, dass sich mit ihnen - seit den 1960er/1970er - ein gesamtgesellschaftlicher Trend zu veränderten Subjektivierungsstrategien abzeichnet, der möglicherweise auch das wissenschaftliche Feld affiziert.

Projektbeteiligte

  • Dr. Robert Niemann

    Universität Gießen
    Fachbereich 05: Sprache, Literatur, Kultur
    Institut für Germanistik
    Gießen