Projekt

Daten zum Projekt

Massenkultur mit den Mitteln der Avantgarde. Die Mathematisierung von populärer Musik

Initiative: "Originalitätsverdacht?" Neue Optionen für die Geistes- und Kulturwissenschaften (beendet)
Ausschreibung: Komm! ins Offene...
Bewilligung: 09.05.2019
Laufzeit: 1 Jahr

Projektinformationen

Der Musik wurde schon seit der Antike eine besondere Nähe zu den Denkweisen der Mathematik nachgesagt. Heute aber steht mit der Entwicklung neuester Methoden künstlicher Intelligenz die mathematisch-algorithmische Industrialisierung der populären Musik unmittelbar bevor. Wo früher eine intuitiv betriebene Ausrichtung auf einen Massengeschmack vorherrschte, werden bald big-data-basierte und zugleich individuell gefertigte Unterhaltungsprodukte stehen. Dieses Projekt widmet sich der Erforschung frühester Wurzeln solcher Entwicklungen, wie sie an der Berührungsfläche zwischen mathematischen Kunstexperimenten der sowjetischen Avantgarde und der US-amerikanischen Unterhaltungsindustrie der 1930-1940-er Jahre entstanden. Die zentrale Figur, die diesen Transfer bzw. diese Transformation ermöglichte, war der Komponist und Musiktheoretiker Joseph Schillinger (1895-1943). Ursprünglich ein Protagonist der sowjetischen Musikavantgarde und der Mechanisierung des Kompositionsprozesses, verbreitete er nach der Emigration in die USA mathematische Methoden unter seinen Schülern, zu denen sowohl bekannte Namen (Gershwin, Glenn Miller), als auch zahlreiche Figuren der Musikindustrie gehörten. Die Erforschung dieses Themas erlaubt einen neuen Blick auf das Verhältnis zwischen Avantgarde und populärer Kultur. Im Mittelpunkt stehen nicht die vieldiskutierten Abgrenzungstendenzen des Modernismus, die Möglichkeiten subversiver Lesarten massenkultureller Artefakte oder die Integration populärer Elemente in die Avantgarde. Es ist hier, umgekehrt, die Integration der Avantgarde in die populäre Kultur, die mit ihren mathematischen Arbeitsmethoden zu einer Effizienzsteigerung der letzteren beiträgt.

Projektbeteiligte

  • Dr. Nikita Braguinski

    Humboldt-Universität Berlin
    Kultur-, Sozial- und Bildungswiss. Fakultät
    Fakultät
    Institut für Muskiwissenschaft und
    Medienwissenschaft
    Berlin