Projekt

Daten zum Projekt

Geschichte des poströmischen Europa jenseits der Texte (5. - 16. Jh.)

Initiative: Opus Magnum
Bewilligung: 05.10.2017
Laufzeit: 1 Jahr 6 Monate

Projektinformationen

Das Opus Magnum ist 2023 erschienen: Bernhard Jussen: "Das Geschenk des Orest. Eine Geschichte des nachrömischen Europa 526-1535", C.H.Beck Verlag Das OPUS MAGNUM verfolgt - mit Blick auf das poströmische Europa - eine makrohistorische Problemstellung: Es will langfristige Deutungsmuster der europäischen Geschichte erarbeiten, die sich von der universalhistorischen Langzeitbehauptung "Antike-Mittelalter-Neuzeit" abwenden. Die Forderung nach solchen Neudeutungen hat sich zwar auf epistemologischer Ebene schon seit den 1990er-Jahren zunehmend durchgesetzt, aber bislang wenig Spuren in den konkreten Deutungen des poströmischen Europa hinterlassen. Um dies zu wagen, wählt das Buch einen innovativen Zugang: Es wird ausschließlich Material bearbeitet, das sonst wohl dem Zuständigkeitsbereich der Kunstgeschichte zugerechnet würde, also Bildmaterial aller Art. Diese Entscheidung bezieht Position zu dem seit den späten 1990er-Jahren breit geteilten Interesse am sogenannten Visual Turn, dessen empirische Einlösung ebenfalls noch in den Anfängen steckt. Was ändert sich, wenn die Kulturwissenschaften vertraute Großthemen wie die politische oder religiöse Geschichte des lateinischen Europa aus den ästhetischen Diskursen entwickelt? Das Buch markiert epochale Initialmomente für die Genese der modernen europäischen Zivilgesellschaften daher nicht mit Stichworten wie "Renaissance", "Reformation" (oder prospektiv "Aufklärung"). Stattdessen wird die Suche nach den weichenstellenden Konstellationen auf das Ende der griechisch-römischen Mittelmeerwelt verlagert. Auf der Suche nach Pfadentscheidungen für die Genese der politischen Kultur, der Kleinfamilie, der Geschlechterverhältnisse, der Freiheit der Kunst und der Position des Religiösen gilt Jussens Blick insbesondere den Anfängen der poströmischen Kulturen (7. - 9. Jh.) und den neu entstehenden postfränkischen Kulturen (11./12. Jh.). Jedes der zehn Kapitel entwickelt seine Themen ausgehend von einem spezifischen Artefakt und verfolgt sie anhand von Vergleichsobjekten diachron. So entsteht ein Deutungsnetz.

Projektbeteiligte

  • Prof. Dr. Bernhard Jussen

    Universität Frankfurt am Main
    FB 08 - Philosophie und Geschichtswissenschaften
    Historisches Seminar
    Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte
    Frankfurt am Main