Projekt

Daten zum Projekt

Reine Form. Formalistische Ästhetik und formalistisches Wissenschaftsprogramm im 19. und frühen 20. Jahrhundert

Initiative: Opus Magnum
Bewilligung: 26.11.2018
Laufzeit: 1 Jahr

Projektinformationen

Das Opus Magnum ist 2022 erschienen: Ingo Stöckmann: "Form. Theorie und Geschichte der formalistischen Ästhetik". Verlag frommann-holzboog Johann Friedrich Herbart (1776 - 1841) beeinflusste mit seiner Ästhetik das Denken seiner Zeit, formulierte er doch eine entschiedene Gegenposition zur Gehaltsästhetik und wirkte mit seinem mit der Ästhetik verbundenen Wissenschaftsprogramm auf das Methodenbewusstsein zahlreicher disziplinärer Zusammenhänge nach 1850 (Neukantianismus, Kunstwissenschaft, Strukturalismus, Pragmatismus, Musikwissenschaft, Völkerpsychologie, Psychoanalyse, Philosophie des Wiener Kreises). Herbarts Ästhetik fehlt jedoch in allen Darstellungen zur Theorie und Geschichte der Ästhetik. Das geplante Opus Magnum will hier Abhilfe schaffen und die zwischen 1830 und 1920 erschienenen Ästhetiken und Theorieprogramme der Herbart-Tradition in den Blick nehmen. Das Projekt verknüpft dabei drei leitende Ideen miteinander: (1) Die formalistische Ästhetik stellt in der Geschichte des Formdenkens einen paradigmatischen Neuansatz dar: Im Ergebnis werden an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert die hylemorphen und eidetischen Begriffstraditionen zugunsten eines funktionalisierten Formbegriffs abgetragen. Darin hat die formalistische Ästhetik Anteil an einer epistemischen Grundorientierung der Moderne. (2) Zu den wichtigen Impulsen der formalistischen Ästhetik gehört es, Theorie und Methode zu trennen und eine Analytik zu entwickeln, die Werke als distinkte Zeichenordnungen entwirft und insofern auf Explorationen im Umgang mit ästhetischen und kulturellen Symbolprodukten zielt. (3) Dieser frühe Formalismus ist in den jüngeren Überlegungen zu einem Proto-Strukturalismus in Linguistik und Literaturwissenschaft unbekannt, obwohl die formalistische Ästhetik Denkfiguren, Begriffe und methodologische Impulse freisetzt, die eine auffällige Affinität zu den 'klassischen' Strukturalismen des 20. Jahrhunderts unterhalten. Insofern liefert die Monographie Bausteine für die gegenwärtig offen geführte Frage nach den Möglichkeiten von Theoriegeschichte.

Projektbeteiligte

  • Prof. Dr. Ingo Stöckmann

    Universität Bonn
    Philosophische Fakultät
    Institut für Germanistik,
    Vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaft
    Bonn