Projekt

Daten zum Projekt

Frozen Atlantis

Initiative: Zusätzliche Mittel für Wissenschaftskommunikation
Bewilligung: 11.08.2022
Laufzeit: 2 Jahre

Projektinformationen

Geschichten sind der Kern des Hauptprojektes (Freigeist-Förderlinie) ? Geschichten hinter Objekten und Landschaften, die davon berichten, wer wir waren und wer wir sind. Das Feld, auf dem wir dies erforschen, ist Skandinavien ? eine Welt, die der Universalgelehrte Olof Rudbeck in Uppsala vor 350 Jahren zu einem Ort (v)erklärte, an dem die erste Hochzivilisation in Europa ihren Ursprung hatte und später in den Mittelmeerraum ausstrahlte. Rudbecks Hauptwerk war die Atlantica, ein vierbändiges Werk auf Latein und Schwedisch, das nicht nur die Utopie von Platons Atlantis, sondern quasi die gesamte griechische, römische, ägyptische und altisländischen Tradition auf die Natur Schwedens, auf das Pantheon seiner Bewohner und auf deren Zivilisationsleistungen wie Astronomie oder das Alphabet zurückführte. Rudbeck führte seinen Beweis mithilfe hunderter Abbildungen, die Antiquitäten, archäologischen Funde, Schwedens Natur oder ganze Landschaftspanoramen abbilden. Sie alle wurde zu bedeutungsgeladenen Mosaiksteinen in einer monumentalen Erzählung, in deren Zentrum sich das schwedische Großreich des 17. Jahrhunderts wiederfand. Geschichten sind es, die uns mit der Welt und uns selbst in Beziehung setzen, die unser Fühlen und Handeln beeinflussen. Seit jeher haben Menschen Geschichten über sich und die Welt um sie herum erzählt. Rudbecks Werk ist solch eine Geschichte ? eine gigantische Erzählung, die einem Königreich auf dem Gipfel seiner Macht Sinn und historische Legitimation bescherte und seinen Einwohnern einen bedeutungsgeladenen Platz in der Welt. Menschen haben ein Bedürfnis nach Geschichten, die sie mit der Welt um sie herum verbinden. Viele der Krisen, die im 21. Jahrhundert spürbar werden, sind auch Krisen sog. überkommener ?Meistererzählungen' ? des Verlustes moderner Mythen wie bspw. des ?auch Du kannst am materiellen Wohlstand teilhaben?, die einst Gemeinschaft stifteten, doch deren verheerende Konsequenzen für den Planeten nun vor der eigenen Haustür beginnen zu Tage zu treten. Wir sind sprachlos geworden mit Blick auf die Welt. Wir stehen im weißen Rauschen verstörender Bilder und alarmierender Zahlen und bedürfen neuer Erzählungen ? Erzählungen, die die Einsicht in unsere historische Verantwortung für diesen Zustand integrieren, die Anschlüsse ermöglichen und Multiperspektivität fördern ? um nicht zu sagen Sinn stiften in unserem heutigen Verhältnis zu allem Leben auf einem Planeten, den wir unumkehrbar verändert haben. An diesem Bedürfnis aller Menschen setzt unser Projekt an.

Projektbeteiligte

  • Dr. Bernhard Schirg

    Universität Hamburg
    Fachbereich Geschichte
    Fakultät Geisteswissenschaften
    Arbeitsfeld Public History
    Hamburg