Projekt

Daten zum Projekt

Philosophie der Erschöpfung

Initiative: Aufbruch - Neue Forschungsräume für die Geistes- und Kulturwissenschaften
Bewilligung: 05.10.2023

Projektinformationen

Wir leben in erschöpfenden Zeiten. Kriegsflüchtlinge, die Leittragenden der Klimakrise, Eltern und Pflegekräfte nach der Pandemie und demnächst auch die natürlichen Ressourcen dieses Planeten sind alle vor allem eins: erschöpft. Doch während sich die Soziologie schon länger mit Erschöpfung beschäftigt, kommt dieser Forschungsgegenstand in der akademischen Philosophie bisher nicht vor. Dies möchte unser Projekt ändern und einen wichtigen neuen Forschungsgegenstand auf die Landkarte der Praktischen Philosophie zeichnen. Dafür soll der komplexe Gegenstand der Erschöpfung aus drei verschiedenen Perspektiven betrachtet werden: Erstens fragen wir anhand eines liberalen Gerechtigkeitsfokus, wie die Verteilung von Zeit, Schlaf, Sorgearbeit und den Kosten des Klimawandels in einer gerechten Gesellschaft aussehen sollte. Zweitens untersuchen wir anhand einer kritischen gesellschaftstheoretischen Perspektive, inwiefern unsere spätkapitalistische Wirtschafts- und Gesellschaftsform Erschöpfung - von Arbeiter:innen genauso wie von Kapitalist:innen und der Erde - möglicherweise nicht nur begünstigt, sondern inwiefern Erschöpfung als Ausdruck einer bestimmten Macht- und Beherrschungspolitik verstanden werden kann. Drittens stellen wir die Frage nach der Politisierung von Erschöpfung und diskutieren, wie Erschöpfung politische Kämpfe einerseits hemmen, andererseits als treibendes Motiv für diese dienen kann. Unser Projekt etabliert damit die philosophische Auseinandersetzung mit dem Phänomen Erschöpfung. Ziel ist es eine zeitdiagnostische Analysematrix zu erarbeiten, die eine radikal neue kritische Gesellschaftstheorie ermöglicht.

Projektbeteiligte